Museum digital
Die Pandemie lässt uns in vielen Bereichen neue Wege gehen, die Welt ist noch digitaler geworden und via Computer ist immer mehr möglich, auch in der Museumslandschaft. Ausstellungskonzepte wurden schon vor langer Zeit grundlegend überarbeitet, viele Museen von Grund auf saniert und modernisiert, verschiedenste Medienangebote in die Ausstellungen eingebaut, um den Museumsbesuch noch individueller und erlebnisreicher zu gestalten. Mitmachen und vor allem Anfassen ist in vielen Museen ausdrücklich erwünscht.
Doch die Pandemie hat vielen dieser Dinge plötzlich einen Riegel vorgeschoben, die Museen mussten monatelang schließen, akribisch geplante Sonderausstellungen mussten ungesehen wieder abgebaut werden. Kultur musste auf anderen Wegen erlebbar gemacht werden, sie musste virtueller werden, um ohne Kontakt auch im heimischen Wohnzimmer erfahrbar zu werden. Viele Museen haben sich auf diesen Weg gemacht und begonnen, Online-Führungen anzubieten, so auch das Sauerland-Museum. Neben kurzen Videos, die jederzeit abrufbar einzelne Exponate unserer Dauerausstellung und unserer derzeitigen Sonderausstellung „Eiszeit – Leben im Extrem“ präsentieren, fingen wir an, unsere beliebten Kindergeburtstage virtuell zu gestalten. Denn da auch den Kindern verboten war und ist, sich mit einer beliebigen Anzahl an Freunden zur Geburtstagsfeier zu treffen, um gemeinsam Kuchen zu Essen, Spiele zu spielen und anderes zu erleben, wollten wir wenigstens den Versuch machen, dies auch auf andere Art und Weise zu erleben. Und es funktioniert! Am heimischen PC sitzend können sich nun die eingeladenen Gäste auf einer Plattform einloggen und gemeinsam, wenigstens virtuell, eine ganz individuelle Führung erleben. Dieses Angebot wurde auch auf normale Führungen ausgeweitet und seit Anfang Mai präsentiert das Sauerland-Museum jeden Sonntag live und in Farbe sowohl die Sonder- als auch die Dauerausstellung kostenlos für alle Interessierten.
Das Schöne ist, dass sich auf diesen virtuellen Führungen Gäste aus aller Welt zuschalten können und wir eine unbegrenzte Anzahl an Gästen gleichzeitig durch das Museum führen können. Museums-Guides wie meine Kollegen und mich stellt das natürlich vor ganz neue Herausforderungen, da wir unser Publikum plötzlich nicht mehr sehen, sondern mit einer Kamera reden. Auf kleineren Veranstaltungen wie Kindergeburtstagen ist es wenigstens noch möglich, die Mikrofone der Teilnehmer anzulassen und auf Zwischenfragen direkt einzugehen, auf den öffentlichen Führungen ist es nur am Schluss möglich, ein paar im Chat gestellte Fragen zu beantworten. Auch Größenvergleiche werden schwieriger. Steht man selbst vor einem Mammut und legt seinen Kopf in den Nacken, um es in seiner ganzen Pracht bestaunen zu können, ist das natürlich wesentlich eindrucksvoller, als wenn man einen solchen Riesen plötzlich nur auf einem Bildschirm sieht, da müssen wir Guides uns schon etwas einfallen lassen und uns gerade für Kinder vielleicht auch mal nicht ganz so abgeklärt geben. Da wird schon mal gehüpft oder gekniet und zugegeben, dass es einem bei manchen Objekten selbst schwer fällt, sie in einem Museum nicht zu berühren.
Das alles machen wir gerne und freuen uns, dass diese Angebote so gut angenommen werden und Kultur nicht völlig ad acta gelegt wird, aber noch mehr freuen auch wir uns auf die Zeit, wenn wir Sie wieder persönlich durch unsere Ausstellungen führen dürfen. Denn auch wenn es eine völlig neue und interessante Erfahrung ist, ganz allein durchs Museum zu streifen, mehr Spaß macht es, wenn wir unsere Gäste sehen und mit ihnen interagieren können, denn dann können Führungen noch persönlicher gestaltet werden.
Kurz gesagt, wir vermissen Sie liebe Gäste und freuen uns, dass wir morgen endlich wieder öffnen dürfen, um Sie persönlich zu empfangen.