Der Moschusochse
Die ältesten Fossilien von Mochusochsen wurden in Deutschland gefunden, denn in der Eiszeit lebte dieser kälteliebende Paarhufer auch im Sauerland. Die damaligen Exemplare waren zwar ein wenig größer als die heutigen, aber an den Lebensgewohnheiten hat sich seit damals wohl nicht viel geändert.
Im Vergleich zu anderen Herdentieren der Eiszeit wirkt der Mochusochse mit einer Schulterhöhe von 1,50 m eher klein und kompakt, bringt aber stolze 400 kg auf die Waage und seine nach unten gebogenen Hörner sind ebenfalls beeindruckend. Auch weibliche Tiere tragen diese Hörner und sind zwar insgesamt etwas kleiner und leichter als die Männchen, mit bis zu 300 kg aber auch keine Fliegengewichte.
Ihren Namen verdanken sie einer mochusartig süß duftenden Substanz, die während der Brunft von den Männchen abgesetzt wird, um attraktiver auf die Damenwelt zu wirken, für die Parfümgewinnung hat dieser Stoff allerdings keine Bedeutung. Ihr Inuit-Name „Umimmaq“, was so viel wie „Tier mit Fell wie ein Bart“ bedeutet, weist auf eine andere Besonderheit hin. Die Grannenhaare der Tiere, die über 60cm lang werden können, sind nämlich vor allem im Halsbereich sehr dick, was an einen Bart erinnert. Darunter tragen sie ein Unterfell, das zwar nur 5 cm lang, aber eine der feinsten, natürlichen Fasern der Welt ist. Weich wie Kaschmir und achtmal so warm wie Schafswolle, daher werden in Alaska bereits Tiere als Wolllieferanten domestiziert. Einige arktische Vögel nutzen dieses Fell ebenfalls gerne, um ihre Nester auszupolstern.
Mochusochsen sind gesellige Tiere, die im Sommer in kleinen Herden mit bis zu 15 Tieren leben, die sich in den Wintermonaten zu großen Herden mit bis zu 100 Tieren zusammenschließen. Dabei weiden, ruhen und marschieren sie gemeinsam, oft wirklich Schulter an Schulter. Wenn sie flüchten müssen, können die entfernt mit den Ziegen verwandten Tiere sogar Geschwindigkeiten von 60 km/h erreichen.
Faszinierend sind auch die Augen der Mochusochsen, da sie einerseits große Pupillen haben, die ihnen in den praktisch sonnenlosen arktischen Wintermonaten ermöglichen nur mit Mond- und Sternenlicht zu sehen, andererseits sich diese Pupillen zu schmalen Schlitzen verengen und sogar komplett schließen können, um im Sommer Schneeblindheit vorzubeugen.
Mochusochsen sind und waren also perfekt an arktische Temperaturen angepasst und lieben daher trockene Kälte und weite Tundren, wie sie in der Eiszeit auch im Sauerland vorherrschten. Mit der Klimaveränderung wurden diese Tundren feuchter und Wälder breiteten sich aus. So warm das Fell der Tiere bei großer Kälte hält, so nass wird es aufgrund fehlender Talgdrüsen bei Regen, was sogar zum Tod führen kann. Dieser Umstand erklärt, warum die Mochusochsen Ende der letzten Eiszeit in unseren Breitengraden ausgestorben sind, andernorts aber bis heute überleben konnten.
Foto: Kaleidoskop Design