DU HEXE!
Nach einer kurzen Umbauphase starten wir am 25. März mit der neuen Sonderausstellung. Geradezu provokant lautet ihr Titel „DU HEXE! Opfer und ihre Häscher“. Doch genau darum geht es, um Hexen und Hexenjäger, um ganze Prozesslawinen und einzelne Fälle. Wir nehmen regionale Hexenkommissare in den Blick. Tatort ist das kurkölnische Sauerland. Doch dabei bleibt es nicht. Vorstellungen von Zauberei finden sich in nahezu allen Kulturen. Noch heute dienen in 36 Ländern weltweit „Hexen“ als Sündenböcke, werden bestraft und verstoßen – ein Thema, das in der Ausstellung Raum findet.
Die meisten von uns verorten die Hexenprozesse ins tiefe Mittelalter. Das ist zweifelsohne richtig. Es gab zahlreiche Hexenprozesse im Mittelalter, ihren Höhepunkt erhielten die Verfolgungswellen jedoch in der Frühen Neuzeit. Wir führen Sie in das Herzogtum Westfalen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Dort gehen wir der Frage nach, warum diese Region sich zu einem Zentrum der Hexenprozesse entwickeln konnte. Immerhin wurden in dem kleinen Ort Balve innerhalb von nur zwei Jahren 280 Menschen als „Zaubersche“ befragt und hingerichtet. Eine große Rolle dabei spielten die Glaubensvorstellungen der Bevölkerung, aber auch umweltgeschichtliche Rahmenbedingungen wie extreme Wetterumbrüche, Krankheiten und Missernten.
Die Ausstellung präsentiert außergewöhnliche Objekten. Sie zeigt zum Beispiel einen originalen Hexengürtel aus dem Jahr 1619, das einzig erhaltene Hexentuch (um 1600) mit echten Brandspuren und eine Reproduktion des originalen Hexenhemdes der Anna Kramer, die 1680 hingerichtet wurde. Folterinstrumente wie die Daumenschraube, Mundbirne oder Aufzugrolle aus dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum in Rothenburg o.d.T. geben einen Einblick in die Grausamkeit der peinlichen (schmerzlichen) Befragung als Teil der Hexenverhöre. Die Darstellung des Scheiterhaufens erzeugt große Emotionaliät.
Betrachtet man die Objekte, so scheint die Vergangenheit weit entfernt, ebenso die Länder, in denen noch heute der Glaube an magische Kräfte so vielen Menschen das Leben gekostet. Und was passiert bei uns? Verschwörungstheorien und Fake-News haben schon immer existiert, in Zeiten der Pandemie nehmen sie zu. Die „Hexe“ grassiert aktuell in den sozialen Medien und stigmatisiert fast ausschließlich Frauen. Hier schließt sich der Kreis um Opfer und ihre Häscher.