Die große Liebe des Kurfürsten

„Darf ich mich vorstellen? Gertrud. Mein Name ist Gertrud von Plettenberg. Ich bin die große Liebe des Fürsten. Ach, wie verzückt war ich, als ich Ernst zum ersten Mal sah. Was für ein Mann! Wie stattlich er war! Seine feinen Hände, seine tiefen Augen, sein majestätischer Blick. Oh dieser Blick! Er traf mich wie ein Blitz.

Über unsere Liebe wird viel gemunkelt. Zwischen diesem kleinen Liebesschloss, wie die Leute es nennen,  und der Residenz des Fürstbischofs auf dem Schlossberg soll sich ein Geheimgang erstreckt haben. Durch diesen dunklen Gang, so erzählen die Leute, soll ich mich nachts geschlichen haben, um mit dem Fürsten das lüsterne Bett zu teilen. Ich? Versteckt geschlichen wie eine Dirne? Dass ich nicht lache!

Nein. Wir trafen uns nicht heimlich. Zu mir kam der Fürst bei Tage und bei Nacht. Denn ich bin die Mätresse des Bischofs. Pst! Seine heimliche Ehefrau! Ich bin die Beschließerin bei Hofe. Ich habe die Verwaltung über die kurfürstlichen Schlösser. Jeder weiß, dass der Kurfürst mich liebt. Dass er nur für mich dieses stattliche Palais erbauen ließ und dass er meinetwegen in Arnsberg weilt.

Ein Geheimnis will ich euch noch verraten. Sollte ich vor dem Bischof sterben, so will ich auf ewig mit ihm verbunden bleiben. Ich werde nachts durch die Gänge meine Schlosses streifen und darauf achten, dass keine seiner Dirnen jemals meinen Platz einnimmt. Denn ICH bin die Ehefrau des Fürsten und die Mutter bischöflicher Kinder. Und immer und ewig soll es so bleiben.“

Gertrud von Plettenberg war die Verwalterin und Mätresse des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Ernst von Bayern. Sie verwaltete die Schlösser in Arnsberg, Hirschberg und Höllinghofen. Mit dem Kurfürsten hatte sie einen Sohn und eine Tochter. Das Bild zeigt sie mit ihrem Sohn Wilhelm. Ernst von Bayern ließ 1605 für seine Geliebte Gertrud von Plettenberg das kleine Palais, in dem heute das Sauerland-Museum untergebracht ist, auf der Stadtmauer erbauen. Später erhielt es den Namen Landsberger Hof.

Das frisch restaurierte Gemälde aus dem 18. Jahrhundert ist in der neuen Dauerausstellung zu sehen.