Halbzeit der laufenden Sonderausstellung
Am 24. März eröffneten Landrat Dr. Karl Schneider und LWL-Landesrätin Barbara Rüschhoff-Parzinger die neue Sonderausstellung im Sauerland-Museum „DU HEXE! Opfer und ihre Häscher“, die mit einem eigenen Escape Room und einem umfassenden Vermittlungsangebot für Gruppen und insbesondere Schulklassen aller Schulformen und Jahrgangsstufen bereits breiten Zuspruch erfahren hat. Für die Schulen legte das Sauerland-Museum sogar erstmals ein eigenes „Lehrerheft“ auf, das es Lehrkräften erlaubt, ihre Unterrichtsreihen gezielt curricular angebunden im Sauerland-Museum und in der Ausstellung durchzuführen. Das kann nach den Ferien im Endspurt der Ausstellung noch einmal interessant werden. Aber jetzt sind erstmal Ferien und neben den Ferienangeboten rückt das Sauerland-Museum hier wieder als Ausflugsziel für Familien verstärkt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig ist damit die Hälfte der Gesamtlaufzeit vorbei. „Seit dem ersten Tag des Sonderausstellungsbetriebs haben wir an der weiteren Optimierung der Ausstellung gearbeitet“, so Dr. Ulrike Schowe, die stellvertretende Museumsleiterin und Ko-Kuratorin des Ausstellungsprojekts. „So haben wir erste Besucherrückmeldungen direkt aufgegriffen und gerade die handschriftlichen Dokumente aus alten Akten noch besser zugänglich gemacht, indem wir weitere Transkriptionen ergänzten und auch einige Zusammenhänge noch besser erklären“, so Schowe weiter.
„Damit tritt die Kernaussage der Ausstellung noch deutlicher hervor,“ so Dr. Oliver Schmidt, der Museumsleiter. „Die Ausstellung zeigt ja ganz klar die flächendeckende Verfolgung von Hexen im kurkölnischen Sauerland und arbeitet heraus, warum ausgerechnet hier, nicht aber in den Nachbarregionen, die Hexenverfolgung solch extreme Ausmaße annahm“, führt Schmidt aus. Tatsächlich war es die Bevölkerung, die als Reaktion auf die vielen Krisen der Frühen Neuzeit ihre Obrigkeit um Hilfe bat, mit dem für die Miseren verantwortlich gemachten „Hexenunwesen“ aufzuräumen. Sowohl die Menschen im unzugänglichen Sauerland, als auch die Akteure, die sich der Verfolgung annahmen, waren zwar tief im Hexenglauben verwurzelt – die Menschen, die den Kölner Erzbischof um Unterstützung ersuchten, hatten sich offenbar aber nicht klargemacht, was sie sich in ihre Dörfer und Ämter holten: Ihre Landdroste, namentlich die Repräsentanten der Familie von Fürstenberg verantworteten ein ums andere Mal zwischen 1590 und 1732 beispiellose Verfolgungswellen mit teilweise hunderten Toten, Folter und Ausbeutung, die ihnen selbst, aber insbesondere den ausführenden Hexenkommissaren zu Gute kam.
So lohnt sich der Besuch der Ausstellung auch gerade jetzt aufgrund der zahlreichen aktuellen Parallelen im Zeitgeschehen, die zu denken geben, aber auch weil es aufgrund von Leihfristen inzwischen neue und zum Teil andere Objekte und Dokumente zu begutachten gibt. Die Ausstellung lässt sich daher neu entdecken und nach Gutdünken der Besucher in selbst bestimmter Tiefe genießen – ganz besonders lohnt sich nach wie vor der Besuch des Escape Rooms als Paar, Familie oder mit Freunden und als ganz besonderes Objekt haben wir inzwischen das älteste Stadtbuch aus Hallenberg ergänzt, das im Bereich „Widerstand“ den Aufruf an den Kurfürsten, gegen die Zauberei vorzugehen (nachdem die Hallenberger Bürger gegen den Rat gemeutert hatten), eindringlich kontrastiert mit dem durch Geistliche dokumentierten Leid, das über die Beschuldigten kam, wenn sie Verhöre, Haft und Folter durch die Hexenkommissare erfuhren.