Die Hexenprozesse von Salem

Woran denken Sie, wenn Sie den Namen „Salem“ hören? Vielleicht an den schwarzen Kater aus der Kinderserie „Simsalabim Sabrina“? Oder an Agatha Harkness aus der Marvel-Serie „WandaVision“, die aus Machtgier ihren eigenen Zirkel, eben jenen Hexenzirkel von Salem hinterging? Auch wenn die populärkulturellen Anspielungen auf die Geschehnisse des Jahres 1692 niedliche oder teils fantastische Formen annehmen, so waren die Hexenprozesse von Salem doch der Anfang einer der verheerendsten Hexenverfolgungswellen in den heutigen Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Auslöser für die Prozesse war das vielen seltsam erscheindende Verhalten der Tochter und der Nichte eines Puritaner-Pfarrers aus dem Dorf Salem in der Nähe von Boston, Massachusetts. Die Mädchen gaben an, von einer übermenschlichen Macht besessen zu sein. Schnell wurden in der puritanischen Gemeinschaft Hexen für das Verhalten der Mädchen verantwortlich gemacht und Sündenböcke gefunden.

Wie in Europa, wo sich alle potenziell verdächtig machten, die der gottgegebenen Ordnung zuwiderhandelten, traf es auch hier die Außenseiter der Gemeinschaft, darunter eine Bettlägerige, eine Witwe, die ihre Erbansprüche gegen ihre Kinder durchsetzte, oder auch die indigene Sklavin des Dorf-Pfarrers. Sie waren unerwünschte Störfaktoren in einer Gemeinschaft, die sich selbst als „City upon a Hill“, auf Deutsch so viel wie „Leuchtturmprojekt“ verstand, das der alten Welt das perfekte Miteinander in einer christlich-puritanischen Gesellschaftsordnung vorzuleben versuchte.

Auch die äußeren Umstände waren denen der europäischen Verfolgungswellen durchaus ähnlich. Ernteausfälle und daraus resultierende Mangelernährung, Krankheiten und Viehsterben prägten den Alltag in den noch jungen transatlantischen Kolonien an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Wiederkehrende, teils bewaffnete Konflikte mit den Ureinwohnerstämmen, die das Land um Salem ursprünglich bewohnten, steigerten den Verfolgungswahn und die Gewaltbereitschaft der Siedler.

Zwanzig Hinrichtungen, zahlreiche Tode durch Haft und Folter und mehrere Hundert Anklagen: Das ist die traurige Bilanz der Hexenprozesse von Salem. Die Verfahren zeigen, dass das Phänomen der Hexenverfolgung keine lokale Besonderheit des Herzogtums Westfalen oder Europas im Allgemeinen war. Ausgrenzung, Misstrauen, Verleumdung und Verfolgung sind universelle Phänomene menschlichen Zusammenlebens, die in verschiedensten Kulturkreisen auch heute immer wieder neue Opfer fordern.

Beitrasgsbild: Joseph E. Baker: The Witch No. 1, Library of Congress

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