Familientreffen
Ein Ball, eine Gerte, ein Wollknäuel … Wenn Menschen sich mit einem Gegenstand porträtieren lassen, hat dieser oft symbolhafte Bedeutung. So wie in dem Porträt der Familie Brökelmann.
Die Familie versammelt sich für das Bildnis im Wohnzimmer. Die Mutter Friederike Brökelmann trägt ein grünes Kleid und eine rosafarbene Haube. Sie sitzt an einem kleinen Tischchen, auf dem ein Korb mit Wolle steht. In der Hand hält sie ihre Handarbeit. Dicht neben ihr steht Ludwig, das Nesthäkchen der Familie. Die beiden älteren Söhne Wilhelm und Friedrich Heinrich stehen beim Vater. Friedrich Heinrich, der Älteste, wirkt durch seine Körperhaltung und seinen selbstbewussten Blick recht erwachsen. Links die drei Töchter Louise, Christiane und Henriette. Louise ist die älteste Tochter. Sie trägt ganz sittsam ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid und hat ein Buch in der Hand. Die beiden Schwestern wickeln Wolle. Der Vater Friedrich Wilhelm lehnt auf der Stuhllehne, so als wäre er in seine Unterlagen vertieft und würde nur kurz abgelenkt aufschauen.
Jedes Familienmitglied hält einen charakterisierenden Gegenstand in der Hand: Ludwig einen Apfel, Wilhelm einen Ball, Friedrich Heinrich eine Gerte, Christiane und Henriette Wolle und der Vater Friedrich Wilhelm als patriarchalisches Familienoberhaupt die Geschäftskorrespondenz. Mit den Gegenständen wird ihnen eine Rolle innerhalb der Familie zugeteilt. Während die jüngeren Söhne noch ganz verspielt dargestellt werden, werden die Töchter ebenso wie der älteste Sohn bereits auf ihre Rolle als Erwachsene vorbereitet.
An der Wand im Hintergrund hängt ein Gemälde von dem stattlichen Wohnhaus. Der gestickte Klingelzug neben der Wohnzimmertür deutet darauf hin, dass die Familie gut situiert ist und sich Bedienstete leisten kann.
Der Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Brökelmann gab das Familienporträt 1850 bei dem Künstler Engelbert Seibertz in Auftrag. Brökelmann ist einer der frühen Industriepioniere, die aus einem zunächst kleinen Betrieb ein bedeutendes Unternehmen machten.
Familienaufstellungen dieser Art waren im Biedermeier sehr typisch. Die Epoche des Biedermeier beginnt 1815 mit dem Wiener Kongress und endet mit der bürgerlichen Revolution (Märzrevolution) von 1848 und dem Rückzug vieler Bürger aus der unruhigen Politik in die familiäre Geborgenheit. Tugenden wie Fleiß, Bescheidenheit, Sittsamkeit und Ordnung waren hoch angesehen.
Schauen Sie sich bitte unbedingt das Gruppenporträt im Original an. Sie finden es in der Dauerausstellung im Obergeschoss. Vielleicht machen Sie daraus ein Familientreffen. Der Museumshof eigent sich hervorragend für ein eigenes Familienporträt.