Spannender Fund im Depot: Goldwaagen aus dem 18. und 19. Jahrhundert
Beim Aufräumen unseres Depots sind wir auf die drei abgebildeten rechteckigen Holzschatullen mit Gewichten und Waagen gestoßen. Zunächst nur auf die kleinere, bei der die Waage fehlt. Auf der Innenseite des Deckels befindet sich ein Meisteretikett mit der Aufschrift „Waag und Gewicht macht von Ihro Churfl. Durchl. Zu Pfaltz gnädigst. privil. examin. und geschworner Icht-Macher Johann Peter Aeckersberg auf Wichlinghausen im Oberbarmen, 1768 [sic]“. Es handelt sich also um Gewichte aus dem 18. Jahrhundert. Doch was ist ein Icht-Macher und wer ist Johann Peter Aeckersberg? Recherchen haben ergeben, dass Aeckersberg ein Feinwaagenmacher, Rotschmied (Rotschmiede gossen und schmiedeten Messing) und Kunsthandwerker aus dem Herzogtum Berg aus Wichlinghausen (heute Stadtteil von Wuppertal) war. Er lebte von 1707 bis 1790 und gilt als Begründer der bergischen Goldwaagenmacher-Industrie.
Doch wofür wurden die Waagen benutzt? Etwa für Gewürze, Medizin oder Gold?
Die zweite Schatulle, die wir bald darauf gefunden haben, ist etwas größer. Sie enthält 21 (ursprünglich waren es 22) Gewichte und eine vorhandene Waage. Die Beschriftung auf der Innenseite des Deckels verrät, dass sie von einem anderen Waagenmacher stammt: „Justierte Goldwaage von J C Mittelstenscheid in Lennep“. Es handelt sich also tatsächlich um Goldwaagen. Diese waren früher von großer Bedeutung, um die Münzen auf Vollgewichtigkeit und Echtheit prüfen zu können, da die Menge der geprägten Sorten unüberschaubar war. Die Gewichte waren nicht mit Maßeinheiten beschriftet, sondern mit den entsprechenden Münznominalen. Einige unserer Gewichte haben die Beschriftung „1 Pistol“ oder „Fr. d’or“. Friedrich d’or ist der Name für die 5-Taler-Goldmünze Pistole. Sie wurde unter König Friedrich II. in Preußen eingeführt. Die Goldmünzen repräsentieren den internationalen Handel der damaligen Zeit, zum Beispiel durch die Adaption der Münzprägungen von einem Land zum anderen.
Die Gewichte sind vorwiegend eckig und aus Messing, um sie von den echten Münzen unterscheiden zu können. Die meisten Münzwaagen, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert produziert wurden, stammen aus Nürnberg oder Köln. Doch im 18. Jahrhundert entstand im bergischen Land ein weiteres Zentrum der deutschen Waagenherstellung. Aus diesem Zentrum stammen auch zwei unserer Klappwaagen.
Im Sauerland-Museum gibt es neben den ausgestellten Objekten noch viele weitere mit interessanten Geschichten!