Zur Brautschau unter die Museumslinde

Ganz lässig schwebte heute eine Linde über den Dächern von Arnsberg. Mithilfe eines Krans wurde sie in den Hof des Sauerland-Museums gehoben, wo sie schon jetzt ihren festen Platz gefunden hat. Ein optisches Highlight auf der Baustelle.

Dass es sich ausgerechnet um eine Linde handelt, ist kein Zufall. Die Linde ist kulturgeschichtlich von großer Bedeutung. Sie war früher Dorflinde,  Friedenslinde, Tanzlinde, Gerichtslinde, bei den Germanen galt sie sogar als heiliger Baum. Unter der Dorflinde traf man sich zum Austausch von Neuigkeiten. Hier hielt man Brautschau und tanzte in den  Mai. In manchen Regionen gab es die Tradition, nach großen Katastrophen Friedenslinden zu pflanzen. Der Linde wurde auch eine magische Bedeutung zugesprochen: So sollte sie zum Beispiel besonderen Schutz vor Blitzschlag bieten.

In den Bereich der Rechtsgeschichte gehört die Gerichtslinde. Im Mittelalter fand das Dorfgericht häufig außerhalb der Stadtmauer an einem Platz unter freiem Himmel statt, meistens unter dem Schutz der Linden. Das war auch am Femegericht (Strafgericht) in Arnsberg so. Die Linden boten sich schon aufgrund ihres schnellen Wachstums als Gerichtsbaum an. Mehrere Linden als Gruppe boten ein dichtes, schützendes Blätterdach.

Bleibt nur noch eine Frage zu beantworten: Warum wird im Hof des Sauerland-Museums eine Linde gepflanzt und welche Bedeutung wird ihr zuteil? Ist sie Dorflinde, Tanzlinde, Friedenslinde oder einfach Museumslinde? Sie ist sicherlich von allem ein bisschen. Denn der Museumshof soll nicht nur Treffpunkt und Empfang für Museumsgäste sein, sondern auch ein Ort für Feste, Konzerte und vieles mehr. Unter der Museumslinde kann man sich zum Austausch von Neuigkeiten treffen, man kann nach einer Braut Ausschau halten, vielleicht auch in den Mai tanzen, auf jeden Fall aber gute Museumsfeste feiern.

Kleiner Tipp: Besuchen Sie doch einmal das Lindenbaum-Museum in Neudrossenfeld. Das ist in der Fränkischen Schweiz.

 

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